Wildnispädagogik und Coyote Mentoring

Die Wildnispädagogik folgt der Tradition der Vermittlung von Kenntnissen, Fertigkeiten und der Geisteshaltung innerhalb nativer Kulturen. Mit Unterricht, wie wir ihn kennen, hat das wenig zu tun. Vielmehr findet kulturelles Mentoring statt: Alle notwendigen Fähigkeiten für ein Leben mit der Natur und der Umgang mit seinen Mitmenschen und entsprechende Werte, werden in den unterschiedlichsten Handlungen, alltäglichen Aufgaben, Zeremonien und Spielen vermittelt. So entsteht ein dichtes Netz miteinander verknüpfter Erfahrungen und Werte erhalten einen direkten Ausdruck.

Der Kojote hat in den nordamerikanischen Mythen eine besondere Rolle. Zum einen ist er Grenzgänger zwischen Menschenwelt und Natur. Zum anderen bringt er dem Menschen immer wieder Wissen und führt ihn auf eine neckische und spielerische Weise auf die Fährte zu Erkenntnissen. Er ist ein Lehrer, ohne jemals belehrend zu sein.

Dies hat sich die Wildnispädagogik in der Tradition von Tom Brown und Jon Young zum Vorbild für ihre Art der Heranführung an Natur genommen. Coyote Teaching oder Coyote Mentoring meint eben die Begleitung durch einen Mentor, der mit feinem Gespür für den ganz eigenen Weg des Mentees, vertrauend in seine Kräfte, ihn zur Erkundung der Welt anregt. Wenn er überhaupt etwas lehrt, dann ist es, die richtigen Fragen zu stellen, dem eigenen Gespür zu folgen und mit steter Achtsamkeit und Respekt anwesend zu sein.


Der Fuchs als Mentor

Was ist in den nordamerikanischen Mythen der Kojote ist, das ist in unserer Tradition der Fuchs.

In meinem Leben war der Fuchs derjenige, der mich immer wieder zurück auf den Pfad zur Natur gebracht hat. Wenn ich orientierungslos und entwurzelt in meinem Leben herumdümpelte, kam von irgendwo ein Fuchs und erinnerte mich an meine tiefe Verbindung zur Natur.

Der Fuchs als Mentor

Die schönste Begegnung war sicherlich der junge Fuchs, der mich drei Nächte hintereinander an meinem Waldcamp besuchte. Neugierig wagte er sich bis auf ein paar Meter an meinen Schlafsack heran, umrundete mich und kletterte sogar auf einen Baumstumpf, um mich von oben in den Blick zu nehmen. Nach einer Weile ging er dann seinen Geschäften nach, teils sehr lautstark und gesprächig. Wie nebenbei, wenn es ihn eben gerade in meine Nähe verschlug, warf er aber auch immer wieder ein Auge auf mich.

In diesen Nächten gehörte ich zum Wald, wenn auch vielleicht als etwas seltsame Besucherin, aber definitiv nicht als Störenfried. Freimütig ließ mich der Fuchs an seinem Leben teilhaben, indem er den Wald mit seinen Geräuschen füllte. Für mich war er der Mittler zwischen Natur und Menschenwelt, der mich auf kecke Art willkommen hieß.

Die Besonderheiten des Fox Mentoring

Radikal

Radikal kommt von radix (lat. Wurzel). Fox Teaching bedeutet, mutig die eigenen Ursprünge zu erkunden und sich wieder einzuwurzeln in einen größeren Kontext.

Eine Kultur, die Anpassung, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit favorisiert und belohnt, bringt von sich selbst entfremdete Menschen hervor. Wie Arno Gruen treffend beschrieb, verraten wir unser Selbst, wenn wir als Kinder um Liebe und Anerkennung kämpfen müssen.

Dies verletzt uns an der Wurzel unserer Lebensenergie und verpasst unserem Leben sozusagen ein negatives Vorzeichen. Mit dem Fox Teaching wollen wir die Destruktivität beenden.


Wahrhaftig

Heutige therapeutische Angebote und Selbsthilfeangebote zielen immer wieder auf Symptombekämpfung und Anpassung ab.

Beim Fox Teaching geht es darum, nach Wahrheit zu suchen. Wir bleiben nicht bei Halbwahrheiten und Täuschungen stehen.

Es gibt keine negativen Emotionen, durchaus aber destruktiven Umgang damit. Wir lernen, Gefühle als Informationen zu schätzen und freunden uns mit der Dunkelheit in uns an. Erst wenn wir uns nicht mehr vor uns selbst fürchten, können wir ganz aus unserer Kraft heraus leben.

ganzheitlich

Wir wirken der Individualisierung entgegen, indem wir uns als eingebunden in verschiedenen Kontexte begreifen. Erst so bekommen wir ein schlüssiges Bild von uns, können Verantwortlichkeiten zuordnen und unsere Handlungsrahmen abstecken.

Wir erinnern uns an die Vernetztheit allen Lebens und dass es die Verbindungen und Wechselwirkungen zwischen den Dingen sind, die Lebendigkeit hervorbringen.

Fox Teaching will explizit alle Lebensbereiche mit einbeziehen und aus dem reichen Schatz verschiedener Perspektiven auf das Leben wie Psychologie, Philosophie, Soziologie, Anthropologie, Mythologie usw. schöpfen.

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